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Rückblick Strategiegipfel IT & Information Management Mai 2023

1. Juni 2023

Der Strategiegipfel IT& Information Management stand diesmal ganz im Zeichen von Nachhaltigkeit und „Women in Tech“. Simon Staiger, unser Director Event Production, hatte es für den Mai-Gipfel geschafft weit überdurchschnittlich viele IT-Frauen zu gewinnen, so war unsere Bühne erstmals in der Geschichte des Strategiegipfels mit mehr Frauen als Männern besetzt. Mit Bettina Uhlich, Vorsitzende des VOICE e.V., konnten wir erstmals auch eine Frau als Schirmherrin neben Olaf Röper und Bernd Preuschoff gewinnen.

Wir möchten Ihnen im Folgenden einen kleinen Einblick in die Inhalte der Veranstaltung geben und werden auf einige der Vorträge näher eingehen. Wir bitten um Ihr Verständnis, dass wir aufgrund der Fülle an Inhalten nicht auf jeden Vortrag im Detail eingehen können. Wir möchten Ihnen an dieser Stelle auch den nächsten Termin der Eventreihe ans Herz legen: Strategiegipfel IT & Information Management am 10./11. Oktober in Berlin. Bei Anmeldung bis einschließlich 16.06. bieten wir Ihnen das Ticket zu 695,- (Frühbucherrabatt) statt 1295,-€. Mit dem Buchungscode EB-ITM1023 erhalten Sie den Rabattt bei der Anmeldung.

In der Podiumsdiskussion zum Thema Nachhaltigkeit diskutierten Dr. Olaf Röper, Dr. Jürgen Sturm (CIO ZF Group), Isabelle Droll (CIO Tui Infotec GmbH), Rainer Karcher (Global Head of Sustainability, Allianz Technology), Heinrich Seeger (Journalist und Medienberater) und Dr. Peter Gassmann (Partner, Global Strategy & Leader PwC Germany) über nachhaltiges Reisen, Klimaziele, Dekarbonisierung, Circular Economy, Lieferketten, den Carbon Footprint. „Nur nachhaltiges Business ist ein ökonomisches Business“ – Rainer Karcher  von der Allianz sagte, dass das Thema Nachhaltigkeit das wichtigste Thema unserer Zeit sei – schon bis heute wurden durch Versicherungen mehr als 120 Mrd. an Schadenersatz bezahlt, die direkt auf den Klimawandel zurückgehen. Im Moment befinden wir uns auf dem Kurs Richtung 3 Grad Erderwärmung, wenn wir beim aktuellen „weiter so“ bleiben.

„Das Wirtschaftssystem der Versicherungen wird dann schon in naher Zukunft nicht mehr funktionieren, wenn die Policen so teuer werden, dass sie keiner mehr bezahlen kann.“ So Rainer Karcher und „Der Mindset -Shift, die Veränderung, die es im Alltag braucht, muss groß sein.“

„Kein Mensch will in einer Firma arbeiten, für die er sich schämen muss“ meinte Isabelle Droll von Tui und betonte damit, wie wichtig das Thema Nachhaltigkeit auch aus Sicht von HR und Employer Branding ist.

„Daten sind die Grundlage für alles, was da noch kommt und deshalb ist das Thema für CIOs so wichtig, wir müssen diese Daten zur Verfügung stellen.“ soRainer Karcher von der Allianz.

Isabelle Droll ergänzte dazu: „Wie sammeln wir Daten und welche Rolle spielt die IT? Ich habe mich dafür eingesetzt, dass wir mehr Ressourcen für das Thema Daten bekommen. Wir müssen alle lernen weniger zu verbrauchen – mehr zu gehen, weniger zu fahren… wie messen wir Müll, wie finden wir raus wie viel Plastik wir verbrauchen? Ich habe 3000 Leute in der IT und ich will, dass die lernen eigenverantwortlich zu arbeiten. Auch digitaler Müll ist ein Thema (Thema Aufzeichnen von Videokonferenzen)“ und sie schob hinterher: „Ich hasse Regulation“ wofür sie im Publikum viel Applaus bekam.

Heinrich Seeger von PwC merkte an: „Chat GPT erzeugt sowohl beim Training als auch bei der Nutzung sehr hohe CO2 Emissionen. Die Italiener haben für 2 Monate die Nutzung von Chat GPT ausgesetzt aus Datenschutzgründen – sollte man nicht die private Nutzung von Chat GPT verbieten? Läuft es nicht auf mehr Regulierung raus?“

In der Podiumsdiskussion zum Thema „Fachkräftemangel- wie bekommen wir „Women in Tec“ systematisch in Unternehmen umgesetzt?“ diskutierte Dr. Bettina Uhlich, Voice Präsidentin, mit Laetitia Henriot, CDO/CIO Valora, Dr. Michael Müller-Wünsch, Vorstandsmitglied, Bereichsvorstand Technology (CIO), Otto (GmbH & Co. KG), Dr. Julia Freudenberg, Gründerin der Hacker School gGmbh, Prof. Dr. Christina Siemus, Hessische Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung und Dr. Thilo Böhmann, Lehrstuhlinhaber IT-Management und -Consulting, Universität Hamburg.

Die Diskutantinnen und Diskutanten waren sich einig, dass die Ausbildung nicht immer entscheidend für den beruflichen Erfolg ist. „Mein bester Programmierer hat nur einen Realschulabschluss“ meinte jemand in der Runde. Das Portal „Joblinge“ kann helfen, dass auch Jugendlichen aus nicht-privilegierten Elternhäusern eine Chance auf einen Ausbildungsplatz bekommen. In der Krise, die der Fachkräftemangel befeuert, müssen Unternehmen selbst tätig werden: „Wenn wir alle warten bis irgendeiner in der Politik sagt, so machen wir das jetzt, wird es nie funktionieren.“

Obwohl der Frauenanteil an den Erwerbstätigen bei 46%, also bei knapp der Hälfte liegt, können sich nur 25% der Frauen eine Führungsrolle vorstellen aber 54% der Männer. Von 500 CIOs sind nur 6% weiblich. Dazu meinte Hessens Digitalministerin „wir Frauen haben kein niedriges Selbstbewußtsein, sondern einfach einen hohen Anspruch an das, was wir tun!“

„Mädchen und benachteiligte Kinder fühlen sich gar nicht zugehörig in der IT – deshalb brauchen wir von Euch ITler*innen 10h Eurer Zeit, die Ihr bei der Hacker School einbringt, damit Ihr Eure Begeisterung für die IT den Kids nahebringt.“ So Julia Freudenberg von der Hacker School.

Stephanie Kemp, Vorstandsmitglied und Chief Transformation Officer bei Sana Kliniken sprach über „IT und Digitales aus der Perspektive „Vorstandsresort Transformation“. Sana kauft marode Kliniken auf und saniert diese, weshalb die IT-Landschaft stark zersplittert ist. Derzeit unterhält die Sana Kliniken AG 55 Einrichtungen unter ihrem Dach, jedoch sind die Prozesse nicht einheitlich und vielerorts nicht digital. „Es können hohe Summen gespart werden, wenn die Info „Patient ist im OP“ ankommt bei der Essensplanung“, so Stefanie Kemp. Sie ist dabei die Organisation patientenzentrisch umzu-gestalten und möchte so noch viele Sideeffects nutzen. Ein wichtiges Learning im Transformationsprozess war: „Erstmal muss ich die Prozesse verstehen und optimieren bevor ich sie digitalisiere.“

Das Team von Infopulse – Christian Jendreczek, Head of Submarket Germany und Sten Major, Engagement Manager – sprach über ihr „Jahr der Resilienz: ein Unternehmen im Krieg führen“ – Infopulse ist ein 1991 gegründetes ukrainisches IT-Unternehmen, das nach wie vor auch in der Ukraine operiert. Sten Major berichtete, wie direkt zu Kriegsbeginn versucht wurde, möglichst alle Mitarbeiter aus den Kriegsgebieten zu evakuieren. Es stellte sich heraus, dass entgegen der Erwartung einige bleiben wollten, aus diversen Gründen- „Der Mensch ist nicht predictive“, so Sten Major.

Michael Müller Wünsch, CIO von Otto war nun schon zum zweiten Mal bei unserem Strategiegipfel mit seinem Herzensthema dabei: „Fachkräftemangel in der IT? Nicht wenn Frauen und Quereinsteiger mehr berücksichtigt werden – ein Einblick wie wir mehr Frauen für Tech begeistern können“. 12% der Frauen sind heute zwischen 20 und 40 Jahre. In den IT-Berufen ist der Frauenanteil bei nur 18%. Sein Ziel: 50% der neuen Stellen mit Frauen zu besetzen! Das klappt auch schon recht gut – so wurden in 2023 neue Stellen bereits zu 44% mit Frauen besetzt. „Neue Stellen zu 50% mit Frauen zu besetzen, ist anstrengend und dauert länger. Nur wenn wir nicht anfangen, wird sich nie etwas ändern.“ So das Fazit von Dr. Michael Müller-Wünsch.

Anke Sax, Geschäftsführerin der KGAL GmbH & Co. KG sprach zum Thema Führung (der Vortragstitel war „Anke, wir machen Business. Wir sind keine Psychologen. Oder doch?“) – „Meine Mission ist, dass wir uns in Deutschland mehr um die Digitalisierung kümmern, und neben der IT braucht es dafür auch die Menschen. Wir machen Business…MIT MENSCHEN! Weltklasse Sportler haben Coaches, Mentalcoaches nur wir, wir denken, dass wir das nicht brauchen. Aber: das kann man 1:1 auf unser Business übersetzen. Talent gewinnt Spiele, Teamwork gewinnt Meisterschaften.“ War ihr Eingangsstatement. Sie stellte verschiedene Leadership-Tools vor, die sich in ihrer eigenen Laufbahn bewährt haben. Wie z.B. die Maslow’sche Bedürfnispyramide oder das 3-Zonen-Modell nach Tom Senninger (Komfortzone, Wachstumszone, Panikzone). „Das 3-Zonen-Modell ist unglaublich wichtig – in der Panikzone bekommt man kein Unternehmen geführt, in der Komfortzone aber auch nicht.!“ Sagte sie dazu und „der schwerste Job, den ich habe, ist das alles zu kalibrieren.“ (die drei Zonen, Anm. der Verfasserin).

Als nächstes stellte sie das Kompetenzstufenentwicklungsmodell nach Noel Burch vor. Unbewusste Inkompetenz ist die Basis, von der aus man sich über „Conscious Incompetence“ und „Conscious Competence“ hin zu „Inconscious Competence“ weiterentwickelt. „Ein Anfänger hat wenig Erfahrung und viel Selbstbewusstsein“ (Dunning Kruger Effekt). Zur Change Kurve nach Elisabeth Kübler Ross sagte Frau Sax „Das Tal der Tränen gehört zu jedem Changeprozess – wenn es keinen Widerstand gibt, hab ich noch nichts erreicht.“

Sie gab den Anwesenden den Tipp „Beobachten Sie – sich und andere. Wenn Sie allein versuchen, Dinge zu beschreiben, eine Sprache zu finden für das, was Sie sehen, können Sie damit starten, Ihren Mitarbeitenden Impulse zu geben. Beobachten Sie, was passiert.“ Hierzu empfahl sie das Buch „Speed of trust“ (Covey) – „Wirklich zuhören und mit den Antworten wirklich was machen und transparent sein, wenn man‘s doch anders macht.“ Das ist sei ihr zentraler Anspruch in der Führung von Mitarbeitenden, sagte sie zum Abschluss und „Knowledge isn‘t free you have to pay attention.“

Der zweite Gipfeltag begann mit einer Podiumsdiskussion zum Thema „Alles auf dem Prüfstand: tradierte Rollen, Organisationsstrukturen, Prozesse und Methoden. Wie erhöhen wir Widerstands- und Wettbewerbsfähigkeit?“. Es diskutierten Bernd Preuschoff, CEO/CIO und Buchautor, Sandra Rauch, CDO & CIO Omnicare, Rosanna Sibora, VP Digital Products & Innovation, Universal Music und Dr. Hannah Huber, Chief Information & Digital Officer, Calida Group.

Auch in dieser Runde waren sich die Sprecherinnen und Sprecher einig, dass der Mensch im Mittelpunkt allen Tuns stehen müsse. Rosana Sibora sagte sinngemäß: „Wertschätzung zu zeigen für die Menschen ist zentral, um erfolgreich zu sein.“ Und: „Ich gehe mit den Menschen so um, wie ich mir wünsche, dass mit mir umgegangen wird.“ Hannah Huber von Calida bekam viel Zustimmung für das Statement: „Wenn mir jemand sein Vorhaben nicht in 5 Sätzen erklären kann, hilft auch kein Power Point.“

Petra Clemens, seit Februar 2022 CIO/CDO beim Schienenlogistiker VTG, sprach in ihrem Vortrag „From Zero to Hero: Der lange Weg zum anerkannten Technology Partner. Von Plan-Build-Run zu Produktteams mit Fokus durch Talent Management und Diversity“ über den nötigen Kulturwandel und das Thema Talent Management.

VTG, ein privater Schienenlogistiker mit Fokus auf modularen Lösungen (die Wagen können in der Länge und Breite verändert werden), beschäftigt mehr als 2100 Mitarbeitende. Vor Kurzem bekam das Unternehmen neue Shareholder, aktuell betreibt es fünf eigene Werke, in denen selbst gebaut und repariert wird. Bis 2040 soll die Flotte verdoppelt werden.

Petra Clemens fand bei ihrem Antritt 2022 ein starkes Silodenken und hohe Emotionalität vor, es gab keine gemeinsame Vision oder Ziele und die IT sollte Supporter sein nicht Partner.

Nach eigener Aussage betreibe sie in erster Linie einen extremen Kulturwandel und „gönne“ sich für dessen nachhaltige Umsetzung ein Resort Change Management und eines für Talent Management. Das Budget für diesen „Luxus“ wurde frei, weil auf externe Headhunter verzichtet und stattdessen das Hiring wieder in die eigene Hand genommen wurde. Zu ihren Tipps und Tricks, um die VTG als Arbeitgeber weiter attraktiv zu gestalten sagte sie „Wir bieten grundsätzlich alle Jobs in Jobsharing an und immer auch in Teilzeit.“ Und „Ich überprüfe die Gehälter vor allem der Frauen regelmäßig und passe sie auch an, wenn ich eine Diskrepanz zu den männlichen Kollegen finde.“ Zu der Frage, wie man mehr Frauen für die IT und generell für das eigene Unternehmen begeistert, hatte sie noch mehr gute Inspirationen „Ja alle wollen Frauen aber dafür muss man auch was tun – zahlt denen doch z.B. ein Au-Pair-Geld, dann können die Frauen auch mehr arbeiten! Dann haben die den Kopf frei.“ Und last but not least ergänzte sie „Ich bin nur so erfolgreich, weil ich so tolle Mitarbeitende habe.“

Rainer Janssen, EX CIO von Munich Re sprach im Interview mit Olaf Röper über Leadership. Hier ein paar seiner besten Leadership-Weisheiten:

  • „Kultur ist kein Soft-Thema – manche sterben dafür!“
  • „50% von Siemens ist gestorben, weil Siemens keine schnellen Produkte kann.“
  • „Echter Kulturwandel braucht fast eine existentielle Bedrohung um wirklich zu funktionieren.“
  • „Unternehmens Werte sind erst dann ernst zu nehmend, wenn diejenigen, die sie verletzen, nicht mehr mitspielen dürfen.“
  • „Wenn Sie einen Management Kollegen haben, der seine Zahlen bringt, dann wird sehr moderat mit ihm umgegangen. Leider!“
  • „Steve Jobs, Elon Musk und Co. verhalten sich alle nicht nach den eigenen Unternehmenswerten.“
  • „Geschichten wie mit Metoo und Weinstein gibt es nicht, ohne dass das jemand weiß.“
  • Wenn all die Einsparungen, die mir von Anbietern prognostiziert wurden, auch eingetreten wären, dann hätten wir gar keine Ausgaben mehr.“
  • „Bei Management geht es am Ende des Tages um Menschen also ist es immer People Management“
  • „Bei Change-Prozessen gilt immer: Fenster auf und frische Luft reinlassen.“
  • „Ich habe mich nicht als IT-ler sondern als Manager verstanden.“

Mehr Insights von Rainer Janssen gibt es auf seinem Blog (acent.de/artikel).

Wir hoffen, unser kleiner Rückblick hat Ihnen gefallen. Wenn Sie auch gerne (wieder) an einem Strategiegipfel IT & Information Management teilnehmen möchten, dann haben Sie am 10./11. Oktober in Berlin wieder Gelegenheit dazu.

Achtung Frühbucherrabatt: Bei Anmeldung bis einschließlich 16.06. bieten wir Ihnen das Ticket zu 695,- statt 1295,-€. Mit dem Buchungscode EB-ITM1023 erhalten Sie den Rabatt bei der Anmeldung.

Und nun wünschen wir Ihnen viel Freude beim Durchbättern der Event-Fotos!

 

(Text: Karin Fröhlich, Fotos: Hardy Grüttner)